EU-Digitalisierungsziele in Gefahr

Digitalisierung im deutschen Mittelstand durch Corona rückläufig

6 Min.
11. April 2022
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  • Der Digitalisierungsgrad von kleinen und mittleren Unternehmen ist während der Corona-Krise zurückgegangen – bis 2030 muss er sich noch um 28 Prozent steigern.
  • Die Zahl der Fachkräfte für Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in Deutschland ist im EU-Vergleich hoch, muss sich aber in acht Jahren auf 3,72 Mio. beinahe verdoppeln.
  • Lediglich 20 Prozent der deutschen Unternehmen nutzen Cloud-Dienste – damit landet Deutschland im EU-Vergleich im hinteren Mittelfeld hinter Ländern wie Irland und Tschechien.

Deutschland muss ich in vielen Bereichen der Digitalisierung deutlich steigern, um die Ziele der Europäischen Kommission für die 'Digitale Dekade' bis 2030 zu erreichen. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen haben großen Aufholbedarf. Die Corona-Krise hat sie bei Digitalisierungsbestrebungen zurückgeworfen. Dies geht aus dem veröffentlichten Bericht 'The progress towards the EU's Digital Decade ambition' hervor, der von Deloitte im Auftrag von Vodafone erstellt wurde. Die 'Digitale Dekade' der EU, die bis 2030 wichtige Ziele in verschiedenen digitalen Bereichen festlegt, ist die Vision der EU für die digitale Transformation Europas und ein entscheidendes Element für die Erhaltung der globalen Wettbewerbsfähigkeit Europas in einer sich schnell verändernden Welt.

Digitaler EU-Vergleich: Deutschland oftmals nur durchschnittlich

Dem Bericht zufolge nutzen in Deutschland derzeit nur etwa 20 Prozent aller Unternehmen Cloud-Computing-Dienste. Bis 2030 soll sich die Zahl auf 75 Prozent mehr als verdreifachen, um die 'Digitale Dekade'-Ziele zu erreichen. Außerdem werden in Deutschland 1,77 Mio. IKT-Spezialisten benötigt, um das Ziel von insgesamt 3,72 Mio. Fachkräften bis 2030 zu erreichen. Mit Blick auf die Digitalisierung deutscher kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) zeigt der Bericht auf, dass diese im Vergleich zu 2019 und vor Beginn der Corona-Pandemie sogar um 5 Prozentpunkte auf 62 Prozent abgenommen hat. Länder wie Italien, das einen Anstieg um 11 Prozentpunkte verzeichnet, haben die Digitalisierung von KMUs gezielt durch die Entwicklung von Standard-Lösungen vorangetrieben, die eine effizientere und kostengünstigere Einbindung von Technologien in Betrieben ermöglichen.

Vodafone One Net Business
Kompletter Arbeitsplatz aus der Cloud für den Mittelstand. © Vodafone ©

72 Prozent der öffentlichen Dienstleistungen können in Deutschland digital erledigt werden. Damit liegt Deutschland in Europa nur im Mittelfeld und unter dem EU-Durchschnitt von 75 Prozent. Bei der Versorgung von privaten Haushalten mit hochleistungsfähigen Netzen verzeichnete Deutschland im vergangenen Jahr im europäischen Vergleich mit 23 Prozent auf 56 Prozent den zweitgrößten Anstieg, liegt jedoch unter dem europäischen Durchschnitt von 59 Prozent und hinter Ländern wie Portugal (87 Prozent), Irland (83 Prozent) und Rumänien (76 Prozent).

Große europäische Rückstände bei Cloud-Diensten und Versorgung privater Haushalte

Im Durchschnitt setzt bisher lediglich ein Viertel (26 Prozent) aller EU-Unternehmen auf Cloud-Dienste, was weit hinter dem Ziel von 75 Prozent bis 2030 zurückbleibt. Das bedeutet, dass die EU bis 2030 einen Rückstand von 49 Prozent aufholen muss. Cloud-Dienste können dazu beitragen, die Datensicherheit zu erhöhen, die Effizienz zu steigern, Unternehmen bei der Skalierung zu unterstützen, Erkenntnisse zu gewinnen und die Kosten für Unternehmen zu senken. So tragen Cloud-Dienste entscheidend zu Unternehmenserfolg und Wachstumsfähigkeit der Unternehmen bei und sind für die Wettbewerbsfähigkeit Europas von entscheidender Bedeutung.

Nur etwa 20 Prozent

deutscher Unternehmen nutzen schon Cloud-Computing-Dienste.

Vodafone-Serverschränke. © Vodafone

Es sind nicht nur die EU-Unternehmen, die ihre Ziele nicht erreichen. Der Anteil der europäischen Privathaushalte, die von hochleistungsfähigen Netzen abgedeckt werden, stieg 2021 um 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 59 Prozent. Das bedeutet jedoch auch, dass immer noch eine Lücke von 41 Prozent besteht, um das 100 Prozent-Ziel der 'Digitalen Dekade' zu erreichen. Diese Lücke zu schließen könnte sich für die Mitgliedstaaten als schwierig erweisen, da der Aufbau von hochleistungsfähigen Netzen im ländlichen Bereich mit hohen Kosten und operativen Herausforderungen verbunden ist.

Auch bei den digitalen Fähigkeiten sind erhebliche Fortschritte erforderlich

Der Mangel an IKT-Fachkräften hemmt auch die Fortschritte bei der Verwirklichung der Ziele des digitalen Jahrzehnts und gefährdet die Fähigkeit Europas, die für eine weltweite Führungsposition erforderlichen Technologien zu entwickeln. In der EU27 liegt die Zahl der IKT-Spezialisten derzeit bei 8,43 Mio. Während diese Zahl in Deutschland, Irland und Ungarn im letzten Jahr am stärksten gestiegen ist, muss sich diese Zahl in der gesamten EU mehr als verdoppeln, um das Ziel von 20 Mio. IKT-Spezialisten zu erreichen.

Fortschritte bei der Digitalisierung von KMU in einigen Mitgliedstaaten rückläufig

Die Digitalisierungsintensität der KMU ist in den letzten fünf Jahren konstant geblieben, wobei die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate in der EU zwischen 2016 und 2021 bei nur 2 Prozent liegt. Die Digital-Intensität wird anhand des Digital-Intensitätsindex definiert, der die Verfügbarkeit von 12 verschiedenen digitalen Indizes misst, darunter den Zugang zu schnellen Breitband-Anschlüssen (30 Mbit/s oder mehr) und IKT-Spezialisten. In einigen Fällen sind die Mitgliedstaaten heute weiter von ihren Zielen entfernt als noch vor fünf Jahren. So lag beispielsweise die Tschechische Republik im Jahr 2021 14 Prozentpunkte weiter hinter ihrem 2030-Ziel zurück als 2019, Portugal 9 Prozentpunkte.

Joakim Reiter
Joakim Reiter, Chief External and Corporate Affairs Officer Vodafone Group Group © Vodafone Group

Joakim Reiter, Chief External Affairs Officer Vodafone Group, sagte: „Für Europa ist es von entscheidender Bedeutung, dass es die Lücken bei den in diesem Bericht hervorgehobenen Zielen der Digitalen Dekade schließt. Ohne IKT-Spezialisten und KMU, die digitalisiert und fit für die Zukunft sind, wird es für Europa schwierig sein, auf den globalen Märkten zu konkurrieren und die digitalen Industrie-Lösungen von morgen aufzubauen.“

„Alle Länder müssen sich an der Stärkung und Verbesserung der digitalen Fähigkeiten unseres Kontinents beteiligen. Einfach ausgedrückt: Fortschritte in nur einigen Mitgliedstaaten werden nicht ausreichen, um die digitalen Ambitionen Europas zu verwirklichen. Solange die aufgezeigten Lücken bestehen, rückt unsere Vision von einem wettbewerbsfähigen, umweltfreundlicheren und resilienteren Europa in weite Ferne. Das Europäische Parlament hat kürzlich eine Schätzung veröffentlicht, wonach sich die Kosten, sollten wir nun keine Maßnahmen ergreifen, bis 2032 auf 1,3 Bio. EUR belaufen werden.“

Finanzierung und Auszahlungen für die Mitgliedstaaten werden aufgrund des Rückgangs des BIP während der Pandemie weiter geändert

Mitgliedstaaten, deren BIP stärker gesunken ist als von der Europäischen Kommission prognostiziert, werden mehr Mittel und Zuschüsse zur Verfügung gestellt bekommen. In Deutschland, Portugal und Spanien könnten die Zuschüsse relativ am stärksten steigen, während in Irland, Rumänien und den Niederlanden die Zuschüsse relativ am deutlichsten sinken könnten, da deren BIP stärker als prognostiziert gestiegen ist.

Grund zum Optimismus: Der Bericht stellt auch vier wichtige politische Faktoren in den Mittelpunkt, die zur Verwirklichung der Ziele des digitalen Jahrzehnts beitragen könnten:

  1. Regierungsübergreifende Koordinierung: Eine wirksame Zusammenarbeit zwischen den Regierungen der Mitgliedstaaten (nationale, regionale und lokale Behörden) könnte dazu beitragen, dass digitale Investitionen zielgerichtet, synchronisiert und zeitlich abgestimmt werden.
  2. Verknüpfung digitaler Ökosysteme: Das Entstehen neuer digitaler Ökosysteme wird von der Zusammenarbeit verschiedener Organisationen abhängen, wobei die Regierungen als Vermittler fungieren können.
  3. Gemeinsame Nutzung von Daten: Durch ein Sicherstellen, dass Daten zugänglich, wiederverwendbar und sicher sind, wird dazu beitragen, die gemeinsame Nutzung von Daten zu erleichtern und digitale Ökosysteme wie intelligente Städte, elektronische Gesundheitsdienste, intelligente Energie und Mobilität zu unterstützen.
  4. Demonstration des digitalen Werts: Das Aufzeigen des Werts digitaler Investitionen durch Pilotprojekte und effektive Rahmenbedingungen zur Nutzenmessung kann dazu beitragen, weitere öffentliche Investitionen freizusetzen und die Entscheidungsfindung über zukünftige Investitionen zu unterstützen.

Vodafone Deutschland

Vodafone ist einer der führenden Kommunikationskonzerne. Jeder zweite Deutsche ist ein Vodafone-Kunde – ob er surft, telefoniert oder fernsieht; ob er Büro, Bauernhof oder Fabrik mit Vodafone-Technologie vernetzt. Die Vodafone-Netze verbinden Deutschland: Familien und Freunde sowie Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie helfen auch dabei, entscheidende Sektoren wie Bildung und Gesundheitswesen gerade in Krisenzeiten am Laufen zu halten.

Die Düsseldorfer liefern Internet, Mobilfunk, Festnetz und Fernsehen aus einer Hand. Als Digitalisierungspartner der deutschen Wirtschaft zählt Vodafone Start-ups, Mittelständler genau wie DAX-Konzerne zu seinen Kunden. Kein anderes Unternehmen in Deutschland vernetzt über sein Mobilfunk-Netz mehr Menschen und Maschinen. Kein anderes deutsches Unternehmen bietet im Festnetz mehr Gigabit-Anschlüsse an als die Düsseldorfer. Und kein anderer Konzern hat mehr Fernseh-Kunden im Land.

Mit mehr als 30 Millionen Mobilfunk-, fast 11 Millionen Breitband-, nahezu 13 Millionen TV-Kunden und zahlreichen digitalen Lösungen erwirtschaftet Vodafone Deutschland mit über 15.000 Mitarbeitenden einen jährlichen Gesamtumsatz von etwa 13 Milliarden Euro.

Vodafone treibt den Infrastruktur-Ausbau in Deutschland voran und erreicht in seinem bundesweiten Kabel-Glasfasernetz über 24 Millionen Haushalte mit Gigabit-Geschwindigkeit. Damit versorgt Vodafone zwei Drittel aller Deutschen mit Gigabit-Anschlüssen. Mit seinem 4G-Netz erreicht Vodafone 99% aller Haushalte in Deutschland. Vodafones Maschinen-Netz (Narrowband IoT) für Industrie und Wirtschaft funkt auf mehr als 97% der deutschen Fläche. Seit Mitte 2019 betreibt Vodafone auch das erste 5G-Netz in Deutschland und erreicht damit über 65 Millionen Menschen. Bis 2025 will Vodafone das besonders reaktionsschnelle 5G+ für 90 Prozent der Bevölkerung ausbauen.

Vodafone Deutschland ist mit einem Anteil von rund 30% am Gesamtumsatz die größte Landesgesellschaft der Vodafone Gruppe, einem der größten Telekommunikationskonzerne der Welt. Vodafone hat weltweit über 300 Millionen Mobilfunk-Kunden und verbindet mehr als 160 Millionen Geräte mit dem Internet der Dinge.

Vodafone vernetzt Menschen und Maschinen weltweit. Und schafft damit eine bessere Zukunft für alle. Denn: Technologie ebnet den Weg für ein digitales Morgen. Dafür arbeitet Vodafone daran, sein Geschäft nachhaltig zu betreiben und die Umwelt zu schützen. Die Ziele: Bis 2025 klimaneutral und bis 2040 emissionsfrei zu werden. Um diese zu erreichen, nutzt Vodafone zu 100% Grünstrom, elektrifiziert seine Fahrzeugflotte, setzt auf eine grüne Lieferkette und stellt sicher, dass seine Netztechnik vollständig wiederverwendet, weiterverkauft oder recycelt wird. Darüber hinaus hilft Vodafone mit smarten IoT-Technologien anderen Unternehmen dabei, ihren C02-Fußabdruck zu minimieren.

Diversität ist in der Unternehmenskultur von Vodafone fest verankert und wird durch zahlreiche Maßnahmen gefördert. Dazu zählen Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ebenso wie Netzwerke für Frauen, Väter oder LGBT’s bis hin zu Diversitäts-Schulungen für Führungskräfte. Vodafone respektiert und wertschätzt alle Menschen: unabhängig von ethnischer Herkunft, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, Glauben, Kultur oder Religion.

Weitere Informationen: www.vodafone-deutschland.de oder www.vodafone.com.

*Gender-Hinweis

Lediglich aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird häufig nur die grammatisch männliche Form verwendet. Gemeint sind stets Menschen jeglicher geschlechtlicher Identität.

 

johannes-fuxjaeger

Johannes Fuxjaeger

Head of Strategy & Planning